Montag, 30. Juli 2012

Hue - die alte Kaiserstadt und ander interessante Kleinigkeiten...

Guten Abend - es wird wieder einmal hoechste Zeit, dass ich mich melde. Die letzten Tage habe ich in Hue am Parfuemfluss verbracht. Am ersten Tag hat es geregnet wie verrueckt. Sobald aber der Regen aufgehoert hatte wurde es unertraeglich heiss. Ab Mittag konnte man sich eigentlich gar nicht mehr draussen bewegen. In meinem Tourileichtsinn habe ich es am zweiten Tag dennoch versucht, um kurz drauf aufzugeben. Es war komisch, denn die Stadt glich wirklich einer Geisterstadt. Kein Wunder, denn alle Menschen, die mehr Verstand an den Tag legten, als ich habe schoen Siesta gemacht. Es waren praktisch alle Laeden geschlossen und die Motorrad und Cyclotaxifahrer hatten alle schoen Ihre Haengematten unter schattigen Baeumen gespannt. Ich habe es bis vors Tor der verbotenen Stadt geschafft. Dort ist ein riesiger freier Platz mit dem hoechsten Fahnenmast Vietnams und dort flirte die Luft in der Mittagssonne nur so und ich beschloss, es den anderen gleichzutun. Ich bin zurueck ins Hotel gelaufen oder vielleicht sollte ich sagen gekrochen und habe mich schoen unter meinen Ventilator gesetzt. Da war es halbwegs auszuhalten. Wenn es dann Abends daemmerte waren die Temperaturen ertraeglicher und auf einmal erwachte auch die Stadt zum Leben und von ueberall  her stroemten die Menschen nach draussen um am Fluss spazieren zu gehen, den Nachtmarkt zu besuchen oder in den Strassencafes und Restaurants zu essen.
Hue war in der Vergangeneheit der Sitz des Vietnamesischen Kaisers und Hauptstadt und hatte daher auch eine verbotene Stadt, wie die in Peking. In Hue sah das so aus, dass es in der Altstadt drei Zitadellen gab - eine in der anderen und das Innerste war die Verbotene Stadt, die dem Kaiser vorbehalten war. Nach meinem ersten gescheiterten Versuch, bin ich dann ganz frueh morgens zur Besichtigung aufgebrochen und war um 06:30 Uhr einer der ersten, der sein Ticket loeste. Leider war das Innere nicht so beeindruckend, wie ich dachte. Das Torhaus in der zweiten Mauer liegt majestaetisch ueber dem Wassergraben und ist toll verziert mit Drachen und allem was dazugehoert. Im Inneren sind aber derzeit massive Restaurierungsarbeiten im Gange, so dass die wenigen Gebauede alle verhuellt sind und wie, hier auch erfuhr wurde die dritte und innerste Mauer durch Luftangriffe im Vietnamkrieg fast gaenzlich zerstoert. Aber ein schoener morgenspaziergang war es trotzdem.
Zwischen der zweiten und dritten Mauer habe ich dann auf dem Heimweg den bisher groessten Vogelladen entdeckt. Immer wenn ich einen sehe, bin ich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite tun mir die Voegel in Ihren Kaefigen wirklich leid auf der anderen Seite habe ich zu Hause ja auch einen Wellensittich obwohl der ueberhall hinfliegen kann und nicht nur in seinem Kaefig gefangen ist. Die Vietnamesen lieben Ihre Singvoegle. Man sieht eigentlich fast an jedem Haus einen Vogelbauer mit drolligen kleinen Meistersingern. Ich habe schon mehrere Leute danach gefragt und es scheint eine lange Tradition zu haben Voegle zu halten. Alle sagen, dass die Leute den Gesang der Voegle so moegen, dass sie diese einfach auf Ihren Balkonen und Eingangsbereichen zu Ihren Hauesern halten. Man kann sich wohl sogar Voegel mieten fuer Feiern oder aehnliches.
Eine anderes Sache, die ich sehr schoen finde ist die Gartenkunst. Die Vietnamesen haben wirklich gruene Daumen. Die Parkanlagen und Gaerten sehen alle toll aus und ueberall gibt es diese riesen Bonsaibaeume. Sogar in den kleinsten Vorgaerten stehen wunderschoene Keramik- oder Steinschalen mit den formvollendeten Baeumchen oder sogar ganzen kuenstlichen Landschaften. Dazu habe ich eigentlich in jeder Stadt "Gartencenter" und Baumschulen gesehen. Das Ganze mutet oft sehr chinesisch an. Auch die Tempel hier sehen mehr chinesisch aus. In Thailand und Kambodscha hatten die Tempel Ihren eigenen Stil. Aber das ruehrt aus der 1000 jaehrigen chinesischen Besatzung.
Was mir ausserdem aufgefallen ist, ist dass die Vietnamesen offensichtlich die Italiener Asiens sind. Im Gegensatz zur ruhigen und immer zuvorkommenden Art, die in Thailand und Kambodscha herrschten, kann es hier auch mal heiss hergehen. Die Vietnamesen habe auf jeden Fall ein ordentliches Temprament. An einem abend in Hue sass ich in einem Restaurant und wollte zu abend essen als auf der gegenueberliegenden Strassenseite das Chaos losbrach. Dort war eines dieser typischen kleinen Strassenrestaurants mit den Minitischen und - Stuehlen wo Leute Tee trinken und Nudelsuppe schluerfen. Eigentlich war alles ganz ruhig bis einer der Gaest irgendetwas zu der aelteren Dame, die die Speisen zubereitete sagte. Dann ging es hoch her. Erst wurde geschrien und dann flogen dem Gast, der versucht sich auf der Strasse in Sicherheit zu bringen, die Porzellanschuesseln um die Ohren. Drei oder vier sind in die Brueche gegangen. Eine andere Situation, die ich miterlebt habe war nicht so amuesant. Eine Touristin hatte Ihre Kamera zur Reparatur gegeben und als der Fotomann diese ins Hotel lieferte wurde es auch da laut. Die Touristin meinte, dass die Kamera im selben Zustand sei, wie vor der Reparatur und weigerte sich zu zahlen. Daraufhin wurde der Fotomann aber ordentlich wuetend und schrie das halbe Hotel zusammen. Das Personal schritt ein als er ausholte und der Touristin eine Ohrfeige verpassen wollte. Alles in allem muss man hier teilweise wirklich vorsichtig sein. Man muss genau aufpassen was man wie zu wem sagt, denn auch ich wurde schon in einem unmoeglichen Ton angeherrscht, weil ich angeblich auf dem falschen Platz im Bus sass....
Apropos Bus - ich habe euch noch gar nichts von den Schlafbussen hier erzaehlt. Ich frage mich die ganze Zeit, ob so ein Bus in Deutschland zulaessig waere. Diese Busse werden fuer die langen Strecken ueber Nacht eingesetzt und haben keine normalen Sitze sondern sind komplett mit Doppelstockbetten bestueckt. Ich glaube ja, das J.K.Rowling die Inspiration fuer Ihren "Fahrenden Ritter" von so einem Schlafbus hat... Eigentlich ist das Ganze ne tolle Sachen, wenn die Betten auch fuer lange, europaeische Beine gemacht waeren. Wenn man Pech hat, so wie ich gestern, hat man einen Zweimetertouristen hinter sich sitzen, dessen Fuesse einem dann im Gesicht haengen... in diesem Sinne einen schoenen Abend noch und bis bald.

Leider keine Bilder heute, weil meine Kamera, die schon wieder nicht hergeben will

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