Dienstag, 9. Oktober 2012

Kerala - Indiens sonniger Sueden...

...es wird mal wieder allerhoechste Eisenbahn (dazu spaeter mehr), dass ich etwas schreibe. Die letzten Tage waren aber wieder einmal so erlebnisreich, dass keine Zeit war und dazu war ich auch mal wieder ausser Internetreichweite. Also keine sorgen, mir geht es gut. Ich glaube ich habe mich vollends an das indische Chaos gewoehnt und muss sagen, dass es mir richtig gut gefaellt. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass der Sueden Indiens weniger chaotisch ist als der Norden. Da sind sich glaube ich alle Reisenden einig, denn der Tenor bei Gespraechen war immer der, dass es im Sueden sehr viel organisierter und sauberer zugeht, als im Norden. Von Goa aus ging es mit dem Flieger zuerst nach Hyderabad, wo mein anschlussflug einige stunden Verspaetung hatte. Das war wirklich amuesant, denn der arme kerl hinterm Counter, der mit seiner Ansage den Flug eins ums andere Mal verschob, hatte wirklich nichts zu lachen! Ich war die einzige westliche Person in der wartenden Menge am Gate und ich hatte ja eigentlich das Gefuehl, das Inder ans Warten gewohnt waeren und dass sie nichts aus der Ruhe bringen kann. Aber falsch gedacht! Das trifft offensichtlich nicht fuer verspaetete Flieger zu. Es ging ordentlich zur Sache und der arme Ansager kam aus dem Kopfwackeln gar nicht mehr raus. Das Kopfwackeln der Inder ist uebrigens so eine Sache. Ich finde es ueberaus lustig und habe mich mittlereweile mit einigen Leuten darueber unterhalten, aber ich kann es immer noch nicht deuten. Die Leute wackeln immer mit dem Kopf, wenn sie einem antworten oder wenn man ihnen eine Frage stellt. Das Wackeln kann so ziemlich alles bedeuten von "Ja", "Nein", ueber "ich weiss nicht was du von mir willst" bis hin zu "vielleicht/mal sehn". Na ja, ich behalte das weiter im Auge. Erst mal zurueck zum Thema. Von Hyderabad gings dann nach Kochi in Kerala. Unweit von Kochi ging um 1500 Vasco da Gama das erste Mal an Land. Kerala ist neben Tamil nadu der suedlichste Bundesstaat Indiens und der Name bedeutet so viel wie "Staat der Kokospalmen" und davon gibt es in der Tat genug. Kerala ist auch einer der reichsten Bundesstaaten Indiens und es hat die hoechste Alphabetisierungsrate im ganzen Land. In Kerala koennen fast 95 % der Menschen Lesen und Schreiben. Das liegt daran, dass nachdem Indien von Grossbritannien unabhaengig wurde und in den Bundesstaaten freie Wahlen abgehlaten wurden, in Kerala die kommunitische Partei gewann. Die Partei fuehrte dann die Schulpflicht ein garantierte, dass die Schulbildung kostenfei ist. Das blieb auch nach durch die vielen Machtwechsle so und so geht es den Menschen in Kerala weitaus besser als in anderen Teilen des Landes.
kochi ist in mehrere Teile gegliedert wobei ich nach Fort Kochi auf der Insel vor dem Festland gefahren bin und das war wirklich malerisch. Fort Kochi ist sozusagen die Altstadt und gepraegt von den vielen verschiedenen Kolonialmaechten, die hier geherrscht haben. Erst kamen die Portugiesen, dann die Niederlaender und dann die Briten. Der Stilmix ist wirklich interessant. Dazu kommen dann noch chinesische Einfluesse, was bis heute an den chinesischen Fischernetzen zu sehen ist, fuer die Fort Kochi beruehmt ist. Der selbe Mix herrscht auch bei den Religionen. Man findet alles von der Moschee, ueber die katholische Kirche, eine wunderschoene alte Synagoge, Hindutempel usw. Als ich den Fischern mit Ihren riesen Netzen zusah, durfte ich, ehe ich mich versah, mithelfen. Ich glaube aber eher, dass das zum Vergnuegen der Fischer war, als dass ich etwas genutzt habe. Wie auch immer, die waren sehr lustige Kerle und es war wirklich interessant. Die Netze sind auf ein grossen Geruest gespannt und werden damit ins Wasser gelassen. Dann werden sie mit Hilfe von viel Muskelkraft und grossen steinen, die als Gegengewicht dienen, hochgezogen...

schoene koloniale Villa in Kochi

eine der Kirchen von Fort Kochi

Blick zur Nachbarinsel vom Faehranleger aus

der Fischerstrand mit gesenktem chinesischen Fischernetz

Katrin bei der Arbeit

um das Netz vollends zu versenken ist noch ein bischen extra Gewicht noetig

Fischer beim Einholen des Netzes




Von Fort Kochi aus ging es dann in Begleitung von Gemma, einer netten Englaenderin die ich im Hostel kennengelernt habe, weiter nach Aleppy. Aleppy ist der Anlaufpunkt fuer alle, die die Backwaters ("Hinterwasser") Keralas erkunden wollen. Die Backwater sind ein riesiges Wassersystem. Sie erstrecken sich ueber ca. 1900 qkm und bestehen aus grossen Seen, vielen Fluessen und von Menschenhand angelegten Kanaelen. Aleppy wird daher auch Venedig Indiens genannt. Gleich am naechsten Morgen unternahmen wir eine Kanutour durch die Kanaele und es war ein sehr schoener Tag. Das Kanu liegt sehr tief im Wasser und man ist dadurch fast auf Wasserlevel und sieht die Welt an sich vorbeiziehen. Unser Rudermann war ein ruhiger Geselle und da kein stoerendes Motorengeraeusch da war um die Stille zu stoeren, war es wirklich sehr entspannend. Die Menschen, die entlang der Kanaele leben, leben praktisch im Wasser. Ueberall sah man Menschen Zaehneputzen, Haarewaschen, Kinder schwammen und tobten, Frauen wuschen Waesche oder putzten Fische, schwimmende Verkaufer boten Waren von ihren Kanus aus an. Wirklich idyllisch. Natuerlich kann man als Europaer nicht wirklich darueber hinwegsehen, dass die Leute "in ihrem eigenen Dreck" schwammen, denn leider landete auch einiges an Unrat und Muell im Wasser. Aber wie das in Indien so ist - gestoert hat keinen, es wurde fleisig das Geschirr im Fluss gespuehlt und das Wasser per Eimer ins Haus getragen... Nach Aleppy fuhren wir zusammen mit der Faehre weiter ins Innere der Backwaters nach Kottayam. Dort verbrachten wir zei wundervolle Tage bei George und seiner Familie. Georg ist ein netter Inder, der einen "Familienaufenthalt" anbietet. Er hat in seinem Garten einen Bungalow mit vier Gaestezimmern und bringt dort Touristen unter. Zum Essen gingen wir dann immer in sein Wohnzimmer, wo seine Frau und die Oma des Hauses lecker Hausmannskost auftischten und wirklich sehr darauf achteten, dass wir auch wirklich satt wurden. Der Bungalow und das Haus standen in mitten von Kokospalmen, Kaffeestraeuchern und anderen tropischen Gewaechsen, es gab Voegel und andere Tiere in Huelle und Fuelle und man konnte einfach nur auf der Terrasse im Liegestuhl sitzen und die Stille und den Blick ueber das Reisfeld geniessen. Wirklich toll!
mit dem Kanu unterwegs in den Kanaelen der Backwaters

Hallo aus Kerala!

Waschtag war praktisch ueberall

Kirche auf dem Weg nach Kottayam

traumhaft schoene Landschaft entlang der Seen, Kanaele und Fluesse

der Regenschirmhut war echt in in Kerala, ich habe nicht nur einen gesichtet

Blick von unerer Terrasse bei Georgs Homestay



















So genug fuer heute, ich will euch nicht gleich ueberfordern. Morgen oder die naechsten Tage berichte ich dann von meinen "Abenteuern" in Bangalore. Bis dann, eure Katrin

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen