Dienstag, 27. November 2012

Good bye Indien, Flip Flops und Sommerwetter – hello Deutschland, Wintersocken und Novemberkälte….

Ich bin wieder hier und die ersten zwei Wochen Deutschland waren nur Stress! Heute genau vor zwei Wochen, am Dienstag, den 13.11.2012 um 6:15 landete mein Flieger in Frankfurt. Und damit waren meine 365 Tage „auf Achse“ vorbei. Es ist wirklich komisch und so richtig verarbeitet habe ich mein Abenteuer noch nicht. Als ich das erste Mal in meinem eigenen Bett aufgewacht bin, musste ich erst einmal kurz überlegen, wo ich bin und ob meine Reise vielleicht nur ein schöner Traum war. Als ich dann aber mein kleines Chaos aus Rucksack, Koffer und Souvenirs um mich herum sah, war ich mir sicher, dass ich wirklich unterwegs war.
Ich habe insgesamt 12 Länder gesehen, 18 Flüge hinter mich gebracht, unzählige Kilometer und Stunden in Bussen zurückgelegt. Ich bin mit Taxis, Zügen, Fahrrädern, Booten, Fähren, Tuk Tuks und Rikschas gefahren. Ich habe Seilbahnen, U-Bahnen, Metros, Mopeds, Kanus und Jeeps kennengelernt. In Ecuador bin ich einem Korb („Tarabita“) über ein tiefes Tal geschwebt, in Valparaiso bin ich mit den steilen Stadtaufzügen gefahren und in Kambodscha hat mich der Bambuszug befördert. Ich war zu Pferd unterwegs, bin auf einem Elefanten geritten und mit dem Kamel durch die Wüste geschwankt. Ich habe mich durch die Welt geschnorchelt, geschwommen, spaziert, gewandert, gelaufen, gehopst und gerannt, ganz zu schweigen vom durch die Welt geschleppt…
Ich habe in mehr als 70 Hostels, Hotels und Gästehäusern geschlafen, auf einem Boot, bei Gastfamilien, in Nachtzügen, Hängematten, einer Skorpion-besetzten Hütte  und auf Bambusmatten. Ich war auf Bergen, die höher als 5000 Meter waren, in Tälern, die zu den tiefsten der Welt zählen, ich habe Kirchen, Moscheen, Tempel, Ruinen, Schlösser und Paläste besucht. Ich war in der Wüste, im Regenwald, auf entlegenen Inseln, in Höhlen, auf Flüssen und Seen. Ich habe die Zeit in Museen, Galerien, Klöstern und Planetarien vergessen, habe Naturwunder und Meisterwerke des menschlichen Schaffensdrangs gesehen. Und das Wichtigste von allem – ich habe unzählige tolle, faszinierende und wunderbare Menschen kennengelernt.
Bei allen von euch möchte ich mich bedanken, dafür, dass ihr mir die beste Zeit meines Lebens beschert haben! Ich will aber natürlich auch euch, meine Familie und Freunde, nicht vergessen – Danke, dass Ihr mich begleitet habt und mir mit Nachrichten aus der Heimat, Interesse, Fragen und Anteilnahme immer gezeigt habt, dass ich zwar weit weg bin, aber trotzdem nicht vergessen!
Nun geht das Abenteuer „normales“ Leben wieder los und nach dem ich das erste Mal seit zehn Jahren Weihnachten so richtig zu Hause verbracht haben werde, werde ich mich in eine neue berufliche Herausforderung stürzen und wer weiß, irgendwann wird es mich vielleicht wieder hinaus ziehen in die weite Welt… Vorerst freue ich mich aber darauf, viele von euch wieder zu sehen!
Eure Katrin
 

Donnerstag, 8. November 2012

Nachtrag - Bilder Pushkar und Jodhpur...

Hallo und guten Tag. Mittlerweile bin ich zurueck in Delhi. Ich bin heute Morgen mit dem Zug ays Jodhpur angekommen und nachdem ich ein Hotel gefunden habe und ein kleines Nickerchen hatte, kommen hier nun hoffentlich die Bilder aus Jodhpur - Katrin
auf der Strasse...

ueber den Daechern Pushkars

ein Kamel mit dem Anderen

Helmpflicht???

Dachterrassenblick zum Fort in Jodhpur

auf dem Weg zum Fort

im Fort von Jodhpur

Blick ueber die Stadt mit dem Markt und dem Glockenturm

auf dem Markt

im Fort

Montag, 5. November 2012

Pushkar, ein Kamel namens Rambo und Jodhpur...

Hallo meine Lieben! Das wird fast mein letzter Eintrag, denn in sieben Tagen bin ich schon fast zu Hause... Aber noch iste es nicht ganz so weit. Von Bundi aus bin ich wieder mit dem  lokalen Bus gefahren. Diesmal habe ich den Ehrenplatz ergattert und durfte im Fuehrerhaus auf dem Beifahrersitzt platz nehmen und ich kann euch sagen: Achterbahnfahren ist ein Klacks dagegen. Nach sechs holprigen Stunden und einem Buswechse in Ajmer, kam ich in Pushkar an. Pushkar ist eine der heiligsten Staedten in Indien und jeder Hindu sollte einmal im Leben nch Pushkar kommen, um im heiligen See zu baden. Der See soll der Sage nach entstanden sein, als der Obergott und Schoepfer Rama eine Lotusbluete in den Wuestensand geworfen haben. Es war wirklich faszinierend auf den Stufen der Gaths (Badestellen) zu sitzen und den Pilgern zuzusehen, wie sie ihre rituellen Waschungen und Gebete vollziehen. Ich bin schoen um den See spaziert und erst danach hat mir jemand erklaert dass ich fuer gutes Karma in die andere Richtung haette laufe sollen... Mein Hoehepunkt in Pushkar war meine Kameltour durch die Wueste. Mein Kamel hiess Rambo, weil er so gross und stark war und es war echt aufregend. Zum Aufsteigen setzt sich das Kamel ja hin und wenn es aufsteht hat man das Gefuehl, dass es nicht mehr aufhoert... es ist so viel hoeher als auf einem Pferd zu sitzen!!! Und ich fand es so viel entspannter. Man sitzt wie in nem Sessel und die Bewegungen des Kamels sid sehr weich und fliessend - wirklich schoen! Nach Pushkar ging es weiter nach Jodhpur, der blauen Stadt. Der Name kommt von den vielen blauen Haeusern hier. Urspruenglich hatten nur die Brahmin, die religioese Oberschicht, das Recht, ihre Haeuser blau zu streichen. Aber heute machen es einfach alle und das ist toll. Denn das Licht ist irgendwie anders durch all die blauen Waende. Ich habe ein tolles Guest House gefunden. Es liegt direkt unter dem Fort und heute geht es da uebrigens hoch her. Gerade hatte ich schon den besten Blick von der Dachterrasse auf ein Hollywoodtaugliches Feuerwerk. Der Grund dafuer ist, wie mir der Besitzer des Gaestehauses sagte, dass Naomi Campbell heute das Fort gemietet hat fuer eine Privatparty! Angeblic kostet sie das eine Million - wer's hat! Ich habe mir das Fort gestern angesehen und es ist traumhaft schoen, einfach nur wieder einer der Orte, der eigentlich in die Maerchenwelt gehoeren! Heute war ich beim Friseur und es war einfach nur cool. Ich habe nichts aufregedes machen lassen nur eine Haarwaesche mi ner tollen Kopfmassage und Spitzen schneiden und ihr werdet nicht glauben, wass ich bezahlt habe! Umgerechnet 40 Cent - jetzt denkt mal kurz an euren letzten Friseurbesuch und rechnet euch mal aus, wie oft ihr hier zum Friseur gehen koenntet fuer das, was ihr zu Hause bezahlt habt... Ausserdem habe ich mir eine neue Brille machen lassen und Fielmann, Apollo und Co haetten es nicht besser gemacht! Innerhalb eines Tage, nicht mal 24 Stunden, konnte ich meine neue Brille abholen. Die Glaeser sind entspiegelt, gehaertet, UV geschuetzt usw und alles in allem hat die Brille fabelhafte 35 Euro gekostet. Hier kommen noch ein paar Bilder - ich melde mich noch mal aus Delhi bevor ich wirklich in den Flieger steige... ok bilder kommen spaeter funktionieren wieder nicht
    

Sonntag, 28. Oktober 2012

zurueck in Rajasthan - Bundi...

Hallo zusammen.... Ich habe meine lange Zugfahrt ueberstanden und bin gut in Ajmer und danach in Bundi angekommen. Die Fahrt war echt lang und nach zwei Naechten und einem Tag im Zug, war ich auch froh, als ich um vier Uhr Morgens aussteigen konnte. Im Wartesaal des Bahnhofs habe ich dann gewartet, bis es hell wurde und bin dann zum Busbahnhof von Ajmer gefahren, um von dort aus einen Bus nach Bundi zu nehmen. Die Busfahrt war nicht weniger bequem, als die letzte zurueck nach Hospet. Nur diesmal noch ein bischen laenger - fuenf Stunden! Ich sass zusammen mit zwei alten Damen auf einem Zweiersitz und das Enkelchen sass auf meinem Rucksack. Die Strasse war wieder keine Strasse sondern eine Aneinandereihung von Loechern und der Bus war auch nicht wirklich fit, aber irgendwie gehoert das halt dazu und man kann auf jedenfall sagen, dass man mittendrin ist, statt nur dabei :O) Unterwegs kamen wir durch ziemlich arme Doerfer, die wirklich nur aus Huetten und Zelten und jeder Menge Muell bestanden. Was ich ganz krass fand, ist, dass die Leute wirklich gar keine Probleme damit haben mitten am Strassenrand nebeneinanderhockend ihr grosses Geschaeft zu erledigen! Dass Maenner wo sie gehen und stehen an Mauern und in Ecken piseln, bin ich ja nun schon gewohnt, aber das war wirklich schockierend. Nun gut, nu  habe ich auch das gesehen... In Bundi angekommen, fand ich dann aber alles wieder sehr schoen. Die Altstadt ist umgeben von einer hohen Mauer und besteht aus einem Irrgarten von engen Gassen und hunderte Jahre alten Havelis. Das sind Familienhaueser, die im Schachtelprinzip um einen Innenhof herum gebaut sind und ganz viele Treppen und Dachterrassen haben. Ich habe auch meine Unterkunft in einem solchen gefunden und jeden Morgen kommen ganz viele Affen vorbei und machen einen heiden Laerm - Wecker nicht noetig! Die ganze Stadt wird dann ueberschattet vom Palast und dem Fort. Beide sind wieder wie aus tausend und einer Nacht und einfach nur toll. Der Palast sieht aus, als wuerde er aus den Felsen herauswachsen und der steile Pfad hinauf zum Fort hat mich mal wieder ganz schoen ins Schwitzen gebracht. Oben angekommen, wurde ich aber wieder mit grossartigen Ausblicken belohnt und die Affen waren auch schon wieder von der Partie und freuten sich, dass wieder ein Tourist da war zum beschauen. Gestern bin ich dann stundenlang durch das Gewirr von Gassen gelaufen. Man weiss nie, wo man raus kommt und hinter jeder Hausecke steht entweder eine Kuh oder man ist in einer Sackgasse. Gleich an meinem Ankunftstag war auch mal wieder ein Feiertag mit grossen Festumzug zu Ehren irgend eines der tausenden Goetter. Es gab bunt geschmueckte Kamele, Ochsenkarren und Pferdekutschen, tanzende Frauen in tollen Saris, einfach alles was dazu gehoert. Dann war ich noch auf dem Markt und habe das bunte Treiben bewundert und danach habe ich die Strasse der Bangle (Armreifen) Verkaeufer besucht. Keine Frau in Indien geht ohne Ihre Bangle aus dem Haus. Alle tragen mehrere und je mehr, desto besser. Speziell bei den Hochzeitszeremonien werden die Bangles getragen. Dann versucht die Braut so viele wie moeglich zwischen Armgelenk und Ellbogen zu quetschen. aber im Allgemeinen muessen immer Paare getragen werden, identisch an beiden Armen und am gebraeuchlichsten ist es vier oder acht Stueck an jedem Arm zu haben. Rajasthan ist beruehmt fuer seine Lak-Bangles. Lak ist ein Stoff, der von speziellen Insekten produziert wird. Die Insekten fressen Blaetter von Baeumen und sondern dann eine klebrige Fluessigkeit ab, die den Baum komplett verschmiert. Diese klebrige Masse wird gesammelt und getrocknet, dann gewaschen und zu Lak verarbeitet. Das ist dann eine ton/glasartige Masse, die unter Waerme biegsam wird. Die Armreifen werden dann kunstvoll mit Steinen verziert. Wenn man genug Geld hat bekommt man sie mit echten Edelsteinen bestzt, fuer den Normalgebrauch aber sind es zumeist Strasssteine. In Hyderabad gab es einen ganzen Basar nur fuer diese Armreife und ohne zu uebertreiben, da waren Millionen!!! Und in der Sonne glitzerten und funkelten die unzaehligen Geschafte und Staende der Verkaeufer nur so, dass Swarovski World ein Lacher ist. Bundi ist klein im Gegensatz zu Hyderabad, aber auch hier gab es eine ganze Strasse von Banglegeschaeften. Die Frauen gehen inkleinen Gruppen und diskutieren stundenlang in den Geschaeften ueber die optimale Zusammenstellung der Reifen und wenn sie sich entschieden haben, werden die Reifen ueber Holzkohlefeuern auf die richtige Groesse gebracht und wenn es noch ein paar funkelnde Steinchen mehr sein sollen, werden diese nach Wunsch eingesetzt. Dazu wird Stein fuer Stein mit der Pinzette ueber dem Feuer erwaermt und dann in das Lak gedrueckt. Das schmilzt um den Stein herum und haelt ihn so fest.
Das soll es fuer heute gewesen sein, morgen geht es weiter in die heilige Stadt Pushkar, wo Gandhis Asche verstreut wurde!
Eure Katrin
Bangles so weit das Auge reicht (Hyderabad)

frueh morgens am Busbahnhof

festlich geschmuecktes Kamel

tanzende Frauen

auch heilige Kuehe muessen manchmal arbeiten

in den Gassen von Bundi

auf dem Markt

im Bangle-Laden

Anpassen der Groesse der Armreifen

Affe am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen

im Garten des Palastes
Blick vom Fort auf den Palast



Dienstag, 23. Oktober 2012

Wenn Dummheit knallen wuerde...

...dann muessten sich alle Menschen um mich herum die Ohren zuhalten um keinen Gehoersturz zu erleiden!!! Heute duerft Ihr euch mal so richtig schoen auf meine Kosten ins Faeustchen lachen! Also auf die Plaetze, fertig, los - Von Hampi fuhr ich mit dem Bus zurueck nach Hospet um den Zug nach Hyderabad zu nehmen. Soweit, so gut... Ich hatte ausreichend Zeit eingeplant, man weiss ja nie was passiert und war fruehzeitig am Bahnhof. Wenn man ein Ticket fuer die Klimaanlagen, also die besseren Klassen hat, darf man sich in die gekuehlten und meist bequemen und sauberen Warteraeume setzen. Da dort meist kaum Leute anzutreffen sind ist es schoen ruhig und man kann in Ruhe auf den Zug warten. Und das tat ich dann auch. Ich setzte mich schoen bequem in einen Sessel und begann zu lesen. Kurze Zeit spaeter stellte ich fest, dass der Akku von meinem Kindl fast leer war und so steckte ich es zum Laden in die Steckdose. Ich habe es nicht aus den Auen gelassen und mir immer wieder gesagt, dass ich es nicht vergessen darf! Und dann kam der kleine Ticketkontrolleur und machte Hektik, dass ich zum Zug muesse und mein Abteil sei ganz am Ende der Plattform und der Zug haette eh schon Verspaetung, deshalb halte er nur eine Minute. Und da die Zuege in Indien wirklich sehr lang sind machte ich mich also auf den Weg zum Ende der Platform und ich kam auch wirklich gerade rechtzeitig an meinem Abteil an um einzusteigen und schon fuhr der Zug wieder. Dann suchte ich meinen Platz und kaum sass ich, wusste ich es: ich hab mein Kindl liegen lassen!!! Also bin ich gleich losgelaufen und habe den halben Zug verrueckt gemacht um den Zugbegleiter zu finden. Der verstand erst nicht was ich wollte, dann hat eine Dame, die mitgehoert hatte, alles nochmal in irgendeine der 1600 verschiedenen gesprochenen Sprachen in Indien uebersetzt und es machte klick beim Schaffner. Der telefonierte dann fleissig hin und her und diskutierte wild, waehrend ich von der Frau wissen wollte, was er da spricht. Dann sagte er, der Bahnhof in Hospet wuerde zurueckrufen. Dann sassen wir da im Zug und warteten. Dann klingelte endlich sein Telefon und fragte, wie das Kindle denn genau aussehen wuerde und wo es genau war etc und dann meinte er, dass nur noch das Ladekabel an der Steckdose sei. Toll - ich haette am liebsten losgeheult, aber ich war zu wuetend auf mich selbst und marschierte wieder zu meinem Platz und trotzte vor mich hin. Ein Stueckchen spaeter kam der Schaffner wieder und meinte, es sei doch da - Halleluja und nun? Er meinte ich muesse es abholen. Ich fragte ob sie es nicht mit dem naechsten Zug nach Hyderabad schicken koennten, aber das ging natuerlich nicht. Also wartete ich wie auf gluehenden Kohlen sitzend auf die naechste Haltestelle. Dort stieg ich aus und schnappte mir die naechste Rikshaw und ab gings zum Busbahnhof. Der Rikshawfahrer hat wohl meinem Gesichtsausdruck entnommen, dass es um Leben und Tod ging oder er dachte einfach nur, dass ich komplett durchgedreht bin. Na ja, jedenfalls ignorierte er das Einfahrt verboten Schild am Busbahnhof und fuhr mich direkt bis vor die Tuer vom richtigen Bus und Gott sei Dank war dieser gerade im Begriff loszufahren (sonst sitzt man gerne mal ne Stunde im Bus und nichts passiert). Ich habe mich dann irgendwie zum letzten Sitzplatz durchgekaempft und dabei haben bestimmt einige Leute meinen Rucksack ins Gesicht bekommen, nicht sehr nett, aber ging nicht anders und dann begann die Tortur. Mein Ticket sagte, dass es zurueck nach Hospet 65 km waren. Mit dem Zug hatte das nicht ganz eine Stunde gedauert. Ich stellte mich seelisch und moralisch mal auf zwei bis drei Stunden ein und so war es dann auch: zwei Stunden und 36 Minuten Schlagloch an Schlagloch... Der Bus machte Gerauesche, die ich gar nicht beschreiben kann und unterwegs stiegen so viele Leute ein, dass kein Platz zum Atmen. Bei jedem Schlagloch knallte die Eisenstange der Sitzbank vor mir mein Schienbein hoch in meine Kniescheibe, mein Hintern und meine Fuesse waren nach ner halben Stunde eingeschlafen und mehr oder weniger taub, hinter mir heulte Bollywoodmusik aus einem Handy und meine Blase beschloss einfach mal von jetzt auf gleich, dass sie voll war... Und jetzt kommt das Beste, nach fast acht Wochen Indien ohne irgendwelche Probleme, meinte mein Bauch auf einmal, das es Zeit waere fuer den beruechtigten Delhi Belly - perfektes Timing. Irgendwie schaffte ich es dann vom Bus zurueck zum Bahnhof wo ich als erstes eines dieser wunderbar einladenen Toilettenloecher im Fussboden aufsuchte. Dann ging es direkt zum Reservierungsschalter, wo ich Dank der sehr wohlwollenden Stornierungsbedingungen der Indischen Bahn wenigsten 50% fuer meine abgebrochene Fahrt zurueck bekam und dann ging es weiter zum Bahnhofsmanagerbuero wo schon fuenf Leute auf mich warteten. Und irgendwie wusste der ganze Bahnhof bescheid ueber meine Bloedheit - sogar die Koffertraeger steckten ihren Kopf ins Buero um zu schauen, wie ich mein Kindl wiederbekam und gratulierten und erklaerten, wie viel Glueck ich haette. Dann fuhr mir der letzte Zug nach Hyderabad vor der Nase weg und ich trottete zuruck ins Hotel, was alles in allem gar nicht schlecht war. Der naechste Zug ging erst am naechsten Abend und so hatte ich genug Zeit meine westliche Toilette ausgiebig zu geniessen.. Das war vor zwei Tagen - mittlerweile hat sich mein Bauch wieder beruhigt und ich habe auch die Nacht im Zug gut ueberstanden und bin nun in Hyderabad. Heute Morgen habe ich mir ein Notfallquotenticket fuer morge nach Ajmer ergattert. Vor einer Woche hatte ich leider nur eines auf Warteliste bekommen, aber dann hat mir ein netter Herr im Zug erklaert, dass es eine Notfallquote in jedem Zug gibt. Und diese Tickets bekommt man dann einen Tag vor Abfahrt zwischen 10 und 11 Uhr Vormittags. Ich solle nur frueh hingehen, weil einige Leute schon in der Nacht anfangen anzustehen. Also war ich heute morgen um halb acht schon am Bahnhof und stand geduldig ueber drei Stunden in der Schlange, aber ich habe ein Bett im Zug fuer morgen fest bekommen und konnte mein Wartelistenticket zurueckgeben. Das wird meine laengste Zugfahrt in Indien. Von Hyderabad bis Ajmer sind es laut Ticket 1711 km, um 20:00 Uhr am 24.11. geht es los und Ankunft ist hoffentlich puenktlich am 26.11. um 3:00 Uhr Nachts, das macht eineinhalb Tage im Zug. Ich bin gespannt! Also Neues und hoffentlich unspektakulaeres dann aus Bundi.
Katrin 

Hampi - Bilder...

Abendstimmung am Fluss

Sonnenuntergang am grossen Tempel

Grafitti am Wassertank

Wasserbecken in einer der Tempelanlage
Bananenernte 

wunderschoene Treppen an einem Wasserbecken im koeniglichen Palast


Abendstimmung in den Ruinen

kleiner Tempel auf grossem Fels bei Sonnenuntergang

der steinerne Wagen konnte einst wirklich rollen

die Rikshawfahrer tuen einiges in Sachen Marketing

die Tempel und ich

Affenfamilie

Nickerchen zur Mittagszeit

Montag, 22. Oktober 2012

Happi, Hippi, Hampi...

Hallo und sorry, dass es wieder mal so lange gedauert hat, aber ich war mal wieder sehr beschaeftigt damit, bei einer Affenhitze in von Affen besetzten Tempeln rumzulaufen... Von Mysore bin ich mit dem Zug nach Hospet gefahren von wo aus ich den Bus nach Hampi genommen habe um das Unesco Weltkulturerbe der Tempel Hampis zu erkunden. Und was soll ich sagen, schoen wars! Hampi ist ein wintzig kleiner Ort und als ich aus dem Bus gestiegen bin und mich durch hundert Rikschawfahrer gedraengelt hatte, dachte ich erst mal ich bin im falschen Ort gelandet. Hampi ist eines der Touristenmekkas in Suedindien und da steh ich mit meinem Rucksack mitten in einem Truemmerhaufen! Nach dem der erste Schock verdaut war und ich mit einigen Leuten gesprochen hatte, die mir erklaert haben, dass die Regierung jetzt auch endlich den Wert des Kulturerbes hier erkannt hat, wurden neue Gesetze erlassen, die es verbieten bis auf 200 Meter an die Tempel heranzubauen und schrittweise soll diese "Schutzzone" dann ausgebaut werden auf 2 km und so wird momentan der kleine Ort Hampi dem Erdboden gleich gemacht und rueckgebaut. Nachdem ein Zimmer gefunden war ging es auf Erkundungstour und insgesamt habe ich vier Tage in den Ruinen verbracht. Das Areal ist riesig und mehr als 1000 grosse und kleine Tempel erstrecken sich ueber ca. 25 qkm. Ich bin mal wieder gelaufen bis mir die Socken (die ich nicht an hatte) qualmten und ich fand es toll die Verbindungen zwischen den Kulturen zu erkennen. Angkor Wat in Kambodscha war ja urspruenglich auch der Hindureligion gewittmet und stark von Indien beeinflusst und hier lagen die Wurzeln. Die Tempel und Strukturen waren aehnlich. Auch Hampi war eine bedeutende Metropole mit mehr als einer halben Million Einwohner, waehrend wir im Mittelalter rumduempelten. Es gibt Wassernetzwerke aus Aquaedukten und Wasserbecken und die Architektur ist grossartig. Dazu kommt die etwas surrealistische Landschaft und der Gesamteindruck ist wirklich fantastisch. In und um Hampi gibt es Steinberge, die aussehen, als waeren sie in irgendeinem Filstudio entstanden und wenn man sie nicht anfassen koennte und merken wuerde, dass sie echt sind, koennte man meinen, da haette jemand mit Pappmache gespielt. Und die Rosa- und Rottoene des Steins haben die Sonnenuntergaenge wirklich wunderschoen gemacht. Witzig waren auch die Affen und Makaken, die in den Tempeln hausten. Manchmal musste man wirklich aufpassen, dass sie einem nicht die Wasserflasche oder die Sonnenbrille klauen. Und hier wieder ein paar Bilder...
sorry - doch keine Bilder, der Computer will nicht wie ich

Freitag, 12. Oktober 2012

Abenteuer Bahn und Streik in Bangalore...

Wie versprochen heute etwas mehr zum Zugfahren in Indien - ein echtes Abenteuer! Das Bahnnetz von Indien ist eines der groessten der Welt. Mehr als 115000 km umfasst das Schienennetz und taeglich fahren mehr als 20 Millionen Menschen mit dem Zug. Das macht etwa 7500 Millionen im Jahr. Die Bahn hier beschaeftigt ca 1,4 Millionen Menschen - Ihr koennt euch vorstellen, dass es in den Zuegen und auf den Bahnhoefen etwas turbulenter zugeht als bei uns... Wenn man das System erst mal durchschaut hat, ist es eigentlich ganz einfach. Man muss nur ordentlich Durchsetzungsvermoegen und Standkraft mitbringen und mit etwas Glueck bekommt man auch sein Ticket. Meine erste Bahnfahrt in Indien war die Strecke Agra - Udaipur und da war ich nicht alleine und das Ticket wurde vom Reisebuero organisiert - einfach! Wenn man dann aber auf sich allein gestellt ist, sieht das etwas anders aus. Mein erstes richtiges Bahnabenteuer hatte ich also in Bangalore. Von Kottayam in Kerala bin ich mit dem Nachtzug in 16 Stunden nach Bangalore gekommen und auch hierbei hatte ich Hilfe. George bei dem wir uebernachtet haben, hat mein Ticket ueber die Notfallquote online gebucht und mich dann auch noch zum Zug gebracht. Aber in Bangalore hat keiner geholfen. Na ja, ich lebe noch, aber es war interessant! Ich bin zum Hauptbahnhof gegangen um meine naechsten Tickets zu sichern. Da so viele Menschen Zug fahren, sind die Zuege haeufig rasch ausgebucht und dann kommt man auf ellenlange Wartelisten und das wollte ich gern vermeiden, denn ich finde es schrecklich bis kurz vor der Abfahrt nicht zu wissen, ob man einen Platz ergattert oder nicht. Weil ich es nicht besser wusste habe ich mich also brav in eine der Schlangen der 25 Schalter angestellt und schnell wurde klar, dass wenn man nicht auf der Hut ist und zur Not auch mal boese guckt oder die Ellenbogen ausfaehrt kommt man nicht zum Schalter, denn staendig und andauernd draengelt sich irgendeiner vor. Und die Inder haben absolut kein Verstaendnis von persoenlichem Raum - Abstand halten ist nicht! Als ich mich also bis zum Schalter durchgekaempft hatte, erfuhr ich, dass das die Schalter fuer die "General Admission" (die Allgemeinheit ohne Platzreservierung) ist. Ich hatte das zwar gelesen, aber nicht richtig interpretiert. Nun bin ich schlauer und weiss, das General nicht bedeutet das jeder hier sein Ticket bekommt sonder dass das die Tickets fuer die Wagons der untersten Klasse sind, wo man keine Sitzplatzgarantie hat und jeder um einen Platz kaempft.
Die Dame am Schalter meinte ich muesse ins Bahnhofsgebaeude an den Schalter. Dort das selbe in Gruen, viel Gedraengel fuer nichts - wieder der falsche Schalter, aber der Mann hatte die Geduld mir genau zu erklaeren, dass ich im anderen Gebaeude schon richtig war, aber ins Obergeschoss muss, wo man Tickets und Platznummern reservieren kann. Dort angekommen gab es wieder 20 Schalter mit viel zu vielen Menschen, aber es gab auch einen Ladies Schalter, also nur fuer Damen. Aber auch da ging es nicht wirklich weniger turbulent zu. Ich verstehe nicht, warum, wenn man schon ansteht, dann nicht einer nach dem anderen an den Schalter treten kann - nein es stuertzen immer mindestens drei Leute aufeinmal vor und quetschen sich dann nebeneinander und versuchen alle durch das kleine Guckloch mit dem Verkaeufer zu reden... Na ja, ich hatte online meine Wunschzuege mit entsprechender Zeit und Klasse rausgesucht. Es gibt zig verschiedene Klassen 1AC die erste Klasse mit Klimaanlage und Bett/Sitz, 2AC, 3AC, dann kommt Sleeper Class (Schlafklasse, mit Betten, aber ohne festen Platz bzw meist ueberfuellt und ohne Klimaanlage)... Ich bin bisher immer mit 3 AC gefahren und das ist ganz ok. Mann hat offene Wagons die in kleine Abteile getrennt sind mit jeweils 6 Betten, immer 3 uebereinander und dann nochmal 2 uebereinander entlang des Ganges. Man hat Klimaanlage und definitiv sein eigenes Bett. Ich habe ganz krasse Geschichten von Touristen gehoert, die mutig genug sind die Sleeper Class zu buchen. Gemma, mit der ich Kerala unterwegs war, hat zum Beispiel eine 40 Stunden Tortur mitgemacht. Sie hat kein anderes Ticket mehr bekommen und dachte ausserdem, dass sie so ein bischen Geld spart und hat die Sleeper Class von Kalkutta nach Kochi gebucht. Dann hat sie 2 Tage in einem Wagon verbracht, der 75 Betten hatte und mit 250 Leuten vollgepackt war. Die ersten zwei Stunden sass sie auf dem Boden neben den Toiletten, weil es absolut keinen Platz gab um irgendwie weiter in den Wagon durchzukommen, da ueberall Menschen waren. Dann hatte sie Glueck und konnte sich zu einem Bett durchkaempfen, dass sie sich dann mit 3 anderen Leuten 38 Stunden geteil hat. Und die Betten sind nicht wirklich gross.Wenn zwei normalgrosse Europaer sich gern haben, koennen die sicher mehr schlecht als recht zusammengekuschelt auf einem Bett Platz finden, aber das wars dann auch. Na ja, ich bin zu zimperlich fuer solche Experimente und versuche in den reservierten Klassen unterzukommen. Mein Zug war aber erst mal gestrichen und ausserdem habe ich die Formalitaeten nicht beachtet und wurde an den Auskunftsschalter verviesen. Wieder warten, neuen Zug erfragen, dann ordentlich ein Formular ausfuellen und zurueck zum Frauenschalter wieder Schlangestehen und dann welch Glueck ging es ganz schnell und ich hatte meine beiden Tickets! Am Tag drauf ging es dann 1. Klasse im normalen Zug mit Fensterplatz nah Mysore. Das Ticket fuer die zweistuendige Fahrt hat 4,60 EUR gekostet und kaum hatte ich Platz genommen, kam auch schon der erste Kellner und bracht Wasser und Tee. Dann kamen so was aehnliches wie die Crissini beim Italiener mit Butter, gefolgt von einer Tomatensuppe. Als Hauptgang gab es Reis mit Gemuesecurry - nicht schlecht fuer den Preis der in Berlin einmal S-Bahnfahren zahlen wuerde, oder? Meine naechste Fahrt ist dann am Montag wieder in der Schlafklasse mit eigenem Bett und die ca 15 Stunden kosten gerade Mal 10 EUR.
Blick auf die Gleise in Bangalore


So nun nochmal ein kurzer Zeitsprung. Als ich Morgens in Bangalore mit den Zug aus Kerala ankam habe ich erstmal einen ordentlich indischen Streik miterlebt! Alles war tot. Keine Fussgaenger, kein Verkehr, keine Laeden und Restaurants, einfach nur Stille. Das ist extrem befremdlich in einer indischen Millionenstadt, wo eigentlich 24 Stunden am Tag das Chaos tobt. Nach einigen Fragen erklaerte mir dann ein netter Mitreisender, das gestreikt wird. Und wenn die Inder streiken, dann richtig. Es gibt Ausgangssperre und nicht mal das Fernsehen uebertraegt (ausser die wichtigsten Nachrichtensender, aber sonst nix - keine Musik, keine Unterhaltung, keine Filme). Ich hatte dann einige Probleme ein Taxi und eine Unterkunft zu finden, den ales war zu. Als ich durch die Stadt fuhr, war das irgendwie wie in einem dieser komischen Gruselfilme, wo alles tot ist und dann Zombies aus irgendwelchen Loechern gekrochen kommen... sehr komisch. Also habe ich meinen Tag im Hotelzimmer mit einer alten Zeitung und meinem Buch verbracht und war froh, dass ich noch ne Banane und Kekse einstecken hatte. Am Abend dann hat aber doch noch das Hotelrestaurant aufgemacht und eine kleine Auswahl an Gerichten angeboten. Nachts ging es dann noch mal rund. Laute Proteste und so weiter. Und am Sonntag gibts das gleiche nochmal hier in Mysore. Habe ichheute morgen in der Zeitung gelesen und ich habe auch endlich erfahren worum es eigentlich geht. Karnataka (der Bundesstaat in dem Bengalore und Mysore liegen) wehrt sich dagen, Wasser an Tamil Nadu im Sueden abzugeben! Es ist verrueckt, dass hier schon innerhalb eines Landes um Wasser gestritten wird, aber der Monsun dieses Jahr hat kein Wasser gebracht. Ueberall klagen die Menschen, dass es nicht genuegend geregnet hat.
Am naechsten Tag war dann aber Gott sein dank alles wieder normal und ich konnte doch noch ein bischen was von Bangalore sehen.
das ganz normale Verkehschaos

Blick aus meinem Hotelfenster - der Greifvogel war mein Nachbar...
Tja und nuin bin ich schon in Mysore, das beruehmt ist fuer seinen Palast, seine Seide und sein Sandelholz. Als ich im Palast unterwegs war, habe ich aus der Ferne einen Elefanten gesichtet und beschlossen, den mal zu besuchen. Nachdem ich ueber wenig offiziele Wege an ein paar Wachen vorbeigeschlichen bin, fand ich mich mitten im Elefantenstall wieder und durfte dann sogar ganz nah dabei sein und zuschauen, wie die Elefanten gebadet wurden. Naechste Woche beginnt hier ein Festival und dafuer mussen die Paradeelefanten schick gemacht werden. Schade, dass ich das verpasse!
Bis demnaechst eure Katrin

Dienstag, 9. Oktober 2012

Kerala - Indiens sonniger Sueden...

...es wird mal wieder allerhoechste Eisenbahn (dazu spaeter mehr), dass ich etwas schreibe. Die letzten Tage waren aber wieder einmal so erlebnisreich, dass keine Zeit war und dazu war ich auch mal wieder ausser Internetreichweite. Also keine sorgen, mir geht es gut. Ich glaube ich habe mich vollends an das indische Chaos gewoehnt und muss sagen, dass es mir richtig gut gefaellt. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass der Sueden Indiens weniger chaotisch ist als der Norden. Da sind sich glaube ich alle Reisenden einig, denn der Tenor bei Gespraechen war immer der, dass es im Sueden sehr viel organisierter und sauberer zugeht, als im Norden. Von Goa aus ging es mit dem Flieger zuerst nach Hyderabad, wo mein anschlussflug einige stunden Verspaetung hatte. Das war wirklich amuesant, denn der arme kerl hinterm Counter, der mit seiner Ansage den Flug eins ums andere Mal verschob, hatte wirklich nichts zu lachen! Ich war die einzige westliche Person in der wartenden Menge am Gate und ich hatte ja eigentlich das Gefuehl, das Inder ans Warten gewohnt waeren und dass sie nichts aus der Ruhe bringen kann. Aber falsch gedacht! Das trifft offensichtlich nicht fuer verspaetete Flieger zu. Es ging ordentlich zur Sache und der arme Ansager kam aus dem Kopfwackeln gar nicht mehr raus. Das Kopfwackeln der Inder ist uebrigens so eine Sache. Ich finde es ueberaus lustig und habe mich mittlereweile mit einigen Leuten darueber unterhalten, aber ich kann es immer noch nicht deuten. Die Leute wackeln immer mit dem Kopf, wenn sie einem antworten oder wenn man ihnen eine Frage stellt. Das Wackeln kann so ziemlich alles bedeuten von "Ja", "Nein", ueber "ich weiss nicht was du von mir willst" bis hin zu "vielleicht/mal sehn". Na ja, ich behalte das weiter im Auge. Erst mal zurueck zum Thema. Von Hyderabad gings dann nach Kochi in Kerala. Unweit von Kochi ging um 1500 Vasco da Gama das erste Mal an Land. Kerala ist neben Tamil nadu der suedlichste Bundesstaat Indiens und der Name bedeutet so viel wie "Staat der Kokospalmen" und davon gibt es in der Tat genug. Kerala ist auch einer der reichsten Bundesstaaten Indiens und es hat die hoechste Alphabetisierungsrate im ganzen Land. In Kerala koennen fast 95 % der Menschen Lesen und Schreiben. Das liegt daran, dass nachdem Indien von Grossbritannien unabhaengig wurde und in den Bundesstaaten freie Wahlen abgehlaten wurden, in Kerala die kommunitische Partei gewann. Die Partei fuehrte dann die Schulpflicht ein garantierte, dass die Schulbildung kostenfei ist. Das blieb auch nach durch die vielen Machtwechsle so und so geht es den Menschen in Kerala weitaus besser als in anderen Teilen des Landes.
kochi ist in mehrere Teile gegliedert wobei ich nach Fort Kochi auf der Insel vor dem Festland gefahren bin und das war wirklich malerisch. Fort Kochi ist sozusagen die Altstadt und gepraegt von den vielen verschiedenen Kolonialmaechten, die hier geherrscht haben. Erst kamen die Portugiesen, dann die Niederlaender und dann die Briten. Der Stilmix ist wirklich interessant. Dazu kommen dann noch chinesische Einfluesse, was bis heute an den chinesischen Fischernetzen zu sehen ist, fuer die Fort Kochi beruehmt ist. Der selbe Mix herrscht auch bei den Religionen. Man findet alles von der Moschee, ueber die katholische Kirche, eine wunderschoene alte Synagoge, Hindutempel usw. Als ich den Fischern mit Ihren riesen Netzen zusah, durfte ich, ehe ich mich versah, mithelfen. Ich glaube aber eher, dass das zum Vergnuegen der Fischer war, als dass ich etwas genutzt habe. Wie auch immer, die waren sehr lustige Kerle und es war wirklich interessant. Die Netze sind auf ein grossen Geruest gespannt und werden damit ins Wasser gelassen. Dann werden sie mit Hilfe von viel Muskelkraft und grossen steinen, die als Gegengewicht dienen, hochgezogen...

schoene koloniale Villa in Kochi

eine der Kirchen von Fort Kochi

Blick zur Nachbarinsel vom Faehranleger aus

der Fischerstrand mit gesenktem chinesischen Fischernetz

Katrin bei der Arbeit

um das Netz vollends zu versenken ist noch ein bischen extra Gewicht noetig

Fischer beim Einholen des Netzes




Von Fort Kochi aus ging es dann in Begleitung von Gemma, einer netten Englaenderin die ich im Hostel kennengelernt habe, weiter nach Aleppy. Aleppy ist der Anlaufpunkt fuer alle, die die Backwaters ("Hinterwasser") Keralas erkunden wollen. Die Backwater sind ein riesiges Wassersystem. Sie erstrecken sich ueber ca. 1900 qkm und bestehen aus grossen Seen, vielen Fluessen und von Menschenhand angelegten Kanaelen. Aleppy wird daher auch Venedig Indiens genannt. Gleich am naechsten Morgen unternahmen wir eine Kanutour durch die Kanaele und es war ein sehr schoener Tag. Das Kanu liegt sehr tief im Wasser und man ist dadurch fast auf Wasserlevel und sieht die Welt an sich vorbeiziehen. Unser Rudermann war ein ruhiger Geselle und da kein stoerendes Motorengeraeusch da war um die Stille zu stoeren, war es wirklich sehr entspannend. Die Menschen, die entlang der Kanaele leben, leben praktisch im Wasser. Ueberall sah man Menschen Zaehneputzen, Haarewaschen, Kinder schwammen und tobten, Frauen wuschen Waesche oder putzten Fische, schwimmende Verkaufer boten Waren von ihren Kanus aus an. Wirklich idyllisch. Natuerlich kann man als Europaer nicht wirklich darueber hinwegsehen, dass die Leute "in ihrem eigenen Dreck" schwammen, denn leider landete auch einiges an Unrat und Muell im Wasser. Aber wie das in Indien so ist - gestoert hat keinen, es wurde fleisig das Geschirr im Fluss gespuehlt und das Wasser per Eimer ins Haus getragen... Nach Aleppy fuhren wir zusammen mit der Faehre weiter ins Innere der Backwaters nach Kottayam. Dort verbrachten wir zei wundervolle Tage bei George und seiner Familie. Georg ist ein netter Inder, der einen "Familienaufenthalt" anbietet. Er hat in seinem Garten einen Bungalow mit vier Gaestezimmern und bringt dort Touristen unter. Zum Essen gingen wir dann immer in sein Wohnzimmer, wo seine Frau und die Oma des Hauses lecker Hausmannskost auftischten und wirklich sehr darauf achteten, dass wir auch wirklich satt wurden. Der Bungalow und das Haus standen in mitten von Kokospalmen, Kaffeestraeuchern und anderen tropischen Gewaechsen, es gab Voegel und andere Tiere in Huelle und Fuelle und man konnte einfach nur auf der Terrasse im Liegestuhl sitzen und die Stille und den Blick ueber das Reisfeld geniessen. Wirklich toll!
mit dem Kanu unterwegs in den Kanaelen der Backwaters

Hallo aus Kerala!

Waschtag war praktisch ueberall

Kirche auf dem Weg nach Kottayam

traumhaft schoene Landschaft entlang der Seen, Kanaele und Fluesse

der Regenschirmhut war echt in in Kerala, ich habe nicht nur einen gesichtet

Blick von unerer Terrasse bei Georgs Homestay



















So genug fuer heute, ich will euch nicht gleich ueberfordern. Morgen oder die naechsten Tage berichte ich dann von meinen "Abenteuern" in Bangalore. Bis dann, eure Katrin