Sonntag, 26. Februar 2012

Colca Canyon und eine Nacht bei den Skorpionen...

Hallo - ich habs geschafft und bin wieder gut über die Kante des Colca Canyon gestiegen! Aber am besten ich fange am Anfang an: Los ging es am Donnerstagmorgen um 3:00 Uhr! Zusammen mit zwei sehr netten Engländern, Emma und Jack, brach ich mal wieder in tiefster Nacht im Sammeltaxi auf. Als es gegen halb sechs zu dämmern begann, waren wir gerade auf 5000 Meter, dem höchsten Pass, und es gab Eis und Schnee zu sehen. weitere eineinhalb Stunden später erreichten wir Chivay, ein kleines Dorf am Rande des Tals, welches zum Canyon führt. Hier gab es Frühstück und weiter gings zum "Cruz del Condor", dem Kreuz des Kondors, einem Ausblick, wo die Kondore fliegen - leider konnten wir nicht viel sehen, da es total nebelig war. Gegen 10:00 Uhr erreichten wir dann den Beginn des Abstiegs in den Canyon und los ging es. Drei Stunden steil bergab - von 3300 Metern Höhe bis ins Tal auf 2300 Meter Höhe. Der Weg war echt schwierig und unten angekommen hatte ich Puddingbeine. Kurz nach dem Start kam dann auch die Sonne raus und der Nebel verzog sich, so dass wir richtig gute Sicht hatten und die Aussichten, die sich boten, waren fantastisch. Das Gestein des Canyons hat die verschiedensten Farben und über bzw. vor uns sahen wir immer die schneebedeckten Gipfel der Anden. Mit der Sonne kam die Thermik und mit der kamen auch die Condore und diese grossen Vögel fliegen zu sehen, war so beeindruckend. Ihre Art zu fliegen und mit den Winden zu spielen ist einzigartig. Unser Guide hat uns erklärt, dass diese Vögel in Freiheit bis zu 80 Jahre alt werden, sie Leben in Einehe und kümmern sich zwei Jahre um ihre Jungen, bis diese ausfliegen. Die Kondorpaare haben deshalb auch nur alle sechs bis sieben Jahre Nachwuchs und wenn sie Nahrung suchen, können sie bis zu vier Kilogramm Fleisch in Ihrem Hals zum Nest transportieren. Wenn sie so voll geladen sind haben sie allerdings Probleme beim Starten und brauchen richtig guten Aufwind. Nachdem wir also unten angekommen waren ging es noch ca eine Stunde mehr oder weniger gerade am Hang entlang zu einem kleinen Dorf, in dem wir unser Mittagessen eingenommen haben: Alpacageschnetzeltes mit Reis - sehr lecker! Nach der kurzen Pause ging es weitere drei Stunden bergauf bergab durch den Canyon bis zu einer Oase am Grund des Canyons. Dort haben wir übernachtet und das war echt abenteuerlich. Erstens gab es keinen Strom, also hiess es nach Ankunft schnell duschen (mit kalten Wasser) bevor es richtig dunkel wurde. Danach gab es Abendessen, gekocht auf Holzfeuer, bei Kerzenschein und danach folgte die dunkelste Nacht meines Lebens. Es war unglaublich dunkel, denn es war bedeckt, kein Mond, keine Sterne, links und rechts die hohen Felsenwände, neben der Oase dröhnte der Fluss und es gab kein Bischen Lichtverschmutzung - absolute Dunkelheit. Nach dem Zähneputzen mit Taschenlampe gings zurück in die Bambushütte und dort wartete eine gruselige Überraschung auf mich. Direkt über meinem Bett sassen zwei Skorpione an der Wand, beim Umschauen in der Hütte fanden sich weitere an... also zurück zu den anderen, Hilfe holen... Unser Guide versicherte uns wieder und wieder, dass die Tierchen unbedenklich und harmlos seien und da es sie in der Oase überall gab, blieb uns nichts anderes übrig, als seinen Versprechungen zu glauben. Ich habe dann so lange mit der Taschenlampe auf sie gezielt, bis sie sich verkochen haben. Dann bin ich ganz schnell in mein Bett gekrochen mit Schal und Kaputze und habe mir eingeredet, dass die Viehcher nicht über schlafende Menschen krabbeln. Gott sei dank war ich so fertig, dass ich nicht lange Zeit hatte zum Überlegen und fast sofort am einschlafen war. Dan  war da dieses Rascheln und ich war blitzschnell wieder hellwach. Nach einigem hin und herüberlege, ob ich wirklich sehen will, was dieses Geräusch macht, habe ich doch die Tschenlampme angemacht und siehe da: eine dicke, fette Maus. Die wollte sich gerade über mein erstes Frühstück hermachen, was ich den ganzen Tag mühsam durch den Canyon geschleppt habe. Also bin ich wieder aufgestanden, vorher den Fussboden abgeleuchtet, alle sachen in den Plastiktüten fest eingewickelt, alles in den Rucksack gesteckt, Rucksack fest verschlossen und zurück ins Bett. Danach bin ich aber wirklich fast sofort eingeschlafen. Um halb fünf Uhr Morgens klingelte der Wecker und der wirklich schwere Teil der Tour begann. Nach meinem kleinen Frühstück, bestehend aus einer Banane und vier Oreokeksen, hiess es warten. Abmarsch war für um fünf geplant und wer fehlte? Unser Guide... der tauchte dann gut gelaunt eine gute halbe Stunde zu spät auf und so begannen wir den Aufstieg aus dem Canyon um kurz vor sechs. Dann folgten drei ziemlich harte Stunden und ein Wechselbad der Gefühle. Die erste halbe Stunde war schlimm. Meine Beine waren so schwer von den sieben Stunden Wanderung am Vortag und ich habe gedacht, ich komme nie oben an. Danach ging es aber immer besser. Ich hatte meinen Rythmus gefunden und meine Beine haben sich auch langsam gelockert und Emma und Jack waren die perfekten Wanderpartner, denn wir hatten alle drei ungefaehr das selbe Tempo, so dass wir uns immer wieder gegenseitig anfeuern konnten. Die letzte halbe Stunde war dann die Hölle und ich habe gedacht meine Waden und mein Hintern platzen jeden Moment. Das schlimmste daran war, dass uns auf dieser Höhe die ganzen faulen Touristen, die bis um halb acht schlafen konnten, auf den Maultieren überholten und belustigt, beinebaumelnd auf uns herunterlächelten. Uns blieb nichts anderes übrig als die Zähne zusammenzubeissen und durchzuhalten. Zweieinhalb Liter Wasser, einen halben Liter Cola, jeder Menge Keksen und 1100 Höhenmeter (von 2300m Oase auf 3400m am Canyonrand) später kletterten wir über den Rand des Canyons. Ich war so fertig, aber gleichzeitig so stolz und glücklich, dass ich es gar nicht beschreiben kann. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, nicht mehr in Kategorien zu denken, denn ich habe schon am Cotopaxi und auf Machu Picchu gedacht, ich muss sterben - aber das war nochmal schwerer. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es dann noch einmal ca 20 Minuten über flaches Terrain zum Fr¨hstück, was wir uns mehr als verdient hatten. Danach fuhren wir oberhalb des Canyons zurück in Richtung Chivay. auf dem Weg machten wir kurz halt in Panque und haben unsere verdammt müden Beine in den heissen Quellen eingeweicht. Das warme Vulkanwasser tat so gut, das  ich Schwierigkeiten hatte, mich davon zu trennen. Nach dem heissen Bad noch fertiger als vorher gab es Mittagessen in Chivay und gegen 17:00 Uhr waren wir zurück in Arequipa, wo wir unsere überstandenen , anstrengenden zwei Tage mit einem Kingmenü bei Burger King ausgiebig feierten. Jetzt noch einige Fakten für die Bildungsbegeisterten: Der Colca Canyon ist mit 3269 Metern Tiefe der zweittiefste Canyon der Welt und mehr als zweimal so tief, wie der Gand Canyon. Was unterscheidet einen Canyon von einem Tal? Laut den Erklärungen unseres Guides ist ein Tal breiten als tief und ein Canyon tiefer als breit - macht Sinn, oder? Und zu guter Letzt - der tiefste Canyon der Welt liegt auch in Peru und gar nicht weit entfernt vom Colca Canyon. Der Cotahuasi Canyon hat eine Tiefe von 3354 Metern und ist damit noch einmal ca. 150 Meter tiefer als der Colca Canyon. Jetzt noch wie gewohnt ein paar Bilder, obwohl auch die wieder nicht alles wiedergeben können. Damit verabschiede ich mich bis zum nächsten Mal, dann schon aus Chile! Katrin
Der Rand des Canyon mit den schneebedeckten Gipfeln der Anden im Hintergrund

Der Weg nach unten

Blick entlang des Flusses Colca

Der Weg nach oben von der gegenüberliegenden Seite des Flusses

Ja, er lebt noch! Grüsse von Herrn Hase (er war auch mit auf Machu Picchu, ich habe aber vergessen, ihn zu fotografieren)

Blick zurück auf dem Weg nach oben, ganz unten sieht man die Oase
zur Feier des Tages gab es ein leckeres Fast Food



1 Kommentar:

  1. 1100 Hoehenmeter runter und wieder rauf an zwei Tagen ist eine starke Leistung! Respekt :)

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