Donnerstag, 23. Februar 2012

Reiseblues am Titicacasee und Ankunft in Arequipa...

Gerade ist mal Platz am Computer und ich habe ein wenig Zeit und so möchte ich noch schnell meine Erlebnisse zum Titicacasee beenden, denn am Busbahnbahnhof ich ich nicht mehr fertig geworden.
Nach dem Ausflug zu den Inseln bin ich gerade noch so "nach Hause" ins Hostel gekommen. Dort angekommen wusste ich nicht, was ich im Bad als erstes tun sollte - mein Gesicht oder meinen Allerwertesten über die Toilette hängen... na ja, nach einer ziemlich anstrengenden Nacht im Bad bin ich am frühen Morgen in mein Bett gekrochen und war einfach nur fertig. Leider musste ich meinen bereits gebuchten Bus nach Bolivien saussen lassen. Damit fing mein erstes Reisetief an. In allen einschlägigen Foren und Büchern wird ja davon gesprochen und früher oder später musste es ja kommen. Ich habe jedenfalls zwei ganze Tage im Bett verbracht und mich von Elektrolytmischungen (Danke Anja, dass du mir so viele Tütchen davon mitgegeben hast), Wasser, Cola und  trockenen Crackern ernährt. Am zweiten Tag habe ich mich gezwungen aufzustehen und mal kurz in die Stadt zu gehen um eine Suppe zu essen und das war schon unheimlich anstrengend. Nichts desto trotz habe ich mich am Tag darauf aufgerappelt und bin mit dem Bus über die Grenze nach Copacabana auf der Bolivianischen Seite des Titicacasees gefahren. Das Wetter war immer noch bescheiden, d.h., Dauerregen und kalte 5 - 9 Grad Celcius. Auf der Fahrt bin ich mir meiner miessen Stimmung so richtig bewusst geworden.Alles war schrecklich: hässlich, dreckig, kalt, einfach nicht schön... In Copacabana habe ich mir dann ein "teures" Hotel gesucht, in der Hoffnung, dass es eine Heizung gibt - aber Fehlanzeige. Das Hotel war relativ neu und das Beste, in dem ich seit Beginn der Reise gebucht hatte, aber meiner Stimmung hat das auch nicht auf die Sprünge geholfen. Im Gegenteil - mir sind all die Kleinig - und "Grossigkeiten" aufgefallen, die ich bisher immer einfach akzeptiert, hingenommen oder willentlich übersehen habe. Es ist einfach unglaublich, wie ein halber Kontinent so blind für Details sein kann. Ich könnte eine Liste schreiben, die ins Unendliche führt. überall sieht man den guten Willen, aber nichts wird richtig zu Ende gedacht und fertig gestellt. Das fängt an bei den Fliesen im Bad, wo einfach Stücke fehlen  oder die Bordüren mittendrin einfach mal Kopf stehen, es geht weiter beim Fussboden, wo an den Seiten das Holz zu knapp bemessen ist, fünf falsche Löcher in der Wand, um den Fernseher anzubringen, Lichtschalter, die in allen erdenklichen Höhen angbracht sind, falscher Stuck, bei dem Zentimeter fehlen, schlampig gedeckte Dächer, so dass es dir auf den Frühstücksteller tropft, Fenster, die sich nicht schliessen lassen usw usw usw. 
Dann ist da noch der Service... Ich habe einmal mein Bett verlassen um etwas essen zu gehen, denn nur von Keksen und Bananen wird man auch nicht wieder fit. Copacabana ist ein Touristenort und hat ein Überangebot  an Restaurants. Auch hier habe ich mir eines der besseren ausgesucht, weil ich meinem Magen noch nicht wieder richtig trauen konnte und auch hier nichts als Ignoranz - Überbesetzung und Däumchendrehen an der Theke - ich habe ganze 15 Minuten auf die Karte gewartet, bin dann (wiedermal) aufgestanden und hab sie mir selbst geholt. Die ersten Zwei Gerichte gab es nicht, Kamillentee war auch aus, also gab es heisse Schokolade und Reis mit Fleisch (das Übliche). Das Restaurant füllte sich und die Kellner tratschten weiter. Dann kam endlich die Zuckerdose und ich freute mich schon auf mein Heisgetränk, denn auch im Restaurant herrschten sibirische Temperaturen. Weiter 15 Minuten später kam die Schokolade - ungesüsst, was normal ist, aber ohne Löffel für den Zucker (was auch normal ist)... Bis mein essen kam war die Schokolade längst alle und keinem Kellner kommt es auch nur Ansatzweise in den Sinn, mal zu fragen, ob man vielleicht noch etwas trinken will. Ich hätte an dem Abend platzen können. Leider kann ich das Gefühl nicht beschreiben und auch wenn ich mir immer wieder vornehme, nicht aus der Sicht eines Menschen, der im Hotel arbeitet, an die Sache heranzugehen, geht mir jedesmal die Hutschnur hoch, wenn ich sehe, wie da Geld einfach nur liegen gelassen wird und dazu auch noch verschwendet für zu viel, zu langsames Personal und viel zu teure und dann doch nicht genutzte Software (ich habe in einigen Lokalen einen langen Hals gemacht und Bauklötze gestaunt, als ich gesehen habe, dass die mit Micros arbeiten - das nur als Randnotiz, für alle die es verstehen ;O) Zurück in meinem kalten Bett und mit kalten Füssen , die mir bis an den Hintern reichten, habe ich für mich persönlich die weltbewegende Frage: "Kann ein  Mensch an kalten Füssen sterben?" mit JA beantwortet und beschlossen, dass mein Ausflug auf die Isla del Sol (grösstes Heiligtum der alten Inkas, weil da wohl Ihr höhster Gotte geboren wurde und die Welt geschaffen hat) und nach La Paz unter diesen Umständen und mit meiner Laune keinen Sinn hat. Am nächsten Morgen bin ich also nach zwei Tagen in Bolivien zurück nach Puno gefahren und habe mir da ein Ticket nach Arequipa gekauft. Während ich auf den Anschlussbus gewartet habe, habe ich Euch geschrieben und nach sechs Stunden Fahrt bin ich auf mehr als 1000 H¨henmeter weniger in Arequipa angekommen und habe nach sieben Nächten die erste Nacht geschlafen wie ein Stein - keine kalten Füsse und auch sonst viel besser. Am Montag war das Wetter in Arequipa auch noch trübe und auch meine Stimmung war noch nicht wieder so, wie sie sein sollte und so habe ich einen ganz faulen "Antiheimwegtag" eingelegt. Zuerst habe ich eine Stadtrundfahrt in einem Doppeldeckerbus gemacht und danach habe ich mich in einem Irish Pub niedergelassen. Das war das baheliegenste zu Deutschland, was ich finden konnte. Da gab es dann richtig leckeren Kartoffelbrei mit Würstchen, drei irische Whiskey und gute Pubmusik danach sah die Welt soooooo viiiiieeellllllllll besser aus und ich habe noch eine Nacht ausgiebig geschlafen. Am Morgen bin ich ziemlich früh munter geworden und da die Sonne schien und es schon richtig schön warm war, bin ich auf die Dachterrasse neben meinem Zimmer geklettert und wurde auch promt mit dem tollsten blauen Himmel und bestem Andenpanorama belohnt. Vor mir leuchteten die drei schneebedeckten Hausvulkane "El Misti" (5822 m), "El Chachani" (6057 m) und der "Pichu Pichu" - da war die Welt wieder in Ordnung... Danach gab es Pfannkuchen mit Banane zum Frühstück und danach bin ich ins Kloster San Katalina gegangen. Dieses Kloster ist das Schönste, dass ich bisher gesehen habe und eine richtige Stadt in der Stadt. Es liegt hinter hohen Mauern und umfasst einen ganzen Stadtteil. An jeder Ecke innerhalb des Klosters gab es Bilderbuchmotive zu sehen. Einfach toll. Jetzt muss ich schlafen gehen, denn heute Nacht um 3 muss ich fit sein, denn dann geht es zum Colca Canyon (zweittiefster Canyon der Welt und mehr als doppelt so tief wie der Grand Canyon in den USA) und es liegen acht Stunden Wanderung hinunter in den Canyon vor mir und am Tag drauf muss ich da dann wieder raus klettern! Drückt die Daumen, dass es nicht regnet und dass ich endlich einen Kondor sehe!
Eure Katrin
Pichu Pichu und Chachani

El Misti

Kloster Santa Katalina

Kloster Santa Katalina
Kloster Santa Katalina

Kloster santa Katalina

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